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Berichte
Katholische Wochenzeitung (Ausgabe 26/2019)
Schweizerisches Katholisches Sonntagsblatt (2014)
Pilgerbericht von 2007
Chartres sonne chartres t'appelle – Chartres läutet, Chartres ruft Dich!
(Pilgerbericht von 2019)
Diesem Ruf der Mutter Gottes von Chartres, in Frankreich, sind auch dieses Jahr am Pfingstwochenende rund 14`000,
mehrheitlich junge Pilger, gefolgt. Während dreier Tage marschierten sie singend und betend die über 100km lange
Strecke von Paris nach Chartres. Auch aus der Schweiz war, wie jedes Jahr, eine tolle Truppe zusammengekommen,
insgesamt an die 120 Pilger von Jung bis Alt, welche diese Wegstrecke gemeinsam in Angriff genommen haben.
Am Freitagabend, dem 7. Juni 2019, fuhren wir, von verschiedenen Standorten in der ganzen Schweiz aus, nach Paris.
Dort startete am frühen Samstagmorgen dann bereits zum 37. Mal die grosse Pfingstwallfahrt mit einem feierlichen
Hochamt in der Kirche Saint Sulpice – dies, weil die Notre Dame de Paris nach den verehrenden Feuern im Frühling
dieses Jahres geschlossen ist. Die Pilger sind von weit her angereist. Aus ganz Europa und sogar aus den USA finden
sich jährlich grosse Pilgergruppen ein. Welch ein Gänsehaut Moment, wenn man zum ersten Mal nach dem Auszug aus der
Kirche realisiert, wie klein der Anteil in der Kirche befindlicher Pilger doch ist und sich der Grossteil vor der
Kirche Saint Sulpice eingefunden hat. Was für ein überwältigender Anblick. 14`000 Katholische Pilger. In diesem Moment
realisiert man wahrhaftig – die Kirch lebt.
Ein schier endloser Zug an Pilgern bahnt sich den Weg durch die Stadt Paris, hinaus aufs Land, durch den Wald, immer
näher auf Chartres zu. Die Sonne scheint. Die Fahnen wehen über den Köpfen. Laut erschallt ein Lied auf unseren Lippen.
Die wunderbare Organisation mit hunderten ehrenamtlichen Helfern, sorgt dabei für einen reibungslosen Ablauf. In unserer
Gruppe entwickelt sich innert kürzester Zeit ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl, sodass das Marschieren trotz grosser
Distanz und Anstrengung zu einer wahren Freude wird. Wo findet man sonst noch wahre Nächstenliebe, unbedingte gegenseitige
Unterstützung und wahres Wohlwollen. Diese drei Tage bilden in der Tat ein Musterbeispiel wie sich teilweise völlig Fremde
binnen Stunden derart vertraut sind und sich so liebevoll begegnen, dass es einen am Herzen berührt.
Auch für den Geist wird einiges geboten. Die Vorträge, gemeinsame Gebete und Gesänge gehen nicht spurlos an einem vorbei.
Sie bilden das Fundament des gemeinsamen Pilgerns. Aber auch genügend Zeit für Gespräche und Kontakte gibt es allemal.
Auch das ist ein enorm wichtiger Teil einer solchen Wallfahrt. Wo findet man heute noch gleichgesinnte Menschen, mit denen
man gleich einmal drei Tage Zeit verbringen, reden und sich kennen lernen kann? Dafür muss man schon einmal die Wanderschuhe
schnüren. Und dieses gemeinsame Erlebnis ist ein wahrhaftiges Fundament. Es sind aber nicht nur die gemeinsamen Tage, sondern
auch die beiden Nächte im Zelt, bei welchen die Schweizer Delegation jeweils ein gemeinsames Raclette pflegt, welche ihren
Teil zum unvergesslichen Pilgererlebnis beitragen.
Nach drei unvergesslichen Tagen ist das Ziel erreicht. Freude und Gänsehaut überkommen einen jeden von uns, als wir den
Kathedralen Berg erklimmen. Gemeinsam noch ein letztes Lied zur Ehre Gottes anstimmen und dann stehen wir da. Vor der wunderbaren
Kathedrale von Chartres. Wir sind von Emotionen ergriffen und liegen uns dankbar aber auch erschöpft in den Armen. Das Ziel ist
erreicht. Die gemeinsame Wallfahrt schon fast zu Ende. Aber noch nicht ganz.
Nach einem feierlichen Hochamt, bei dem vermutlich aus einer Kombination von Erschöpfung und Erhabenheit kein Auge trocken
geblieben ist, geht es mit unseren Busen wieder zurück in die Schweiz. Ein letzter Moment der Gemeinschaft, des Austauschs,
des Singens, der Freundschaft, ehe wieder alle zurück in ihren persönlichen Alltag gehen. Doch die bleibende Erinnerung ist
tief im Herzen verankert und wird nicht so schnell verblassen. Auch die Gewissheit, dass es so viele gleichgesinnte Freunde auf
dieser Welt gibt, lässt einen Mut und Freude mit nach Hause nehmen. Für alle die es so richtig gepackt hat, haben zudem die Gewissheit,
dass es in weniger als einem Jahr wiederum so weit ist und es erneut heisst; «Chartres sonne chartres t'appelle». .
(Markus Lusser)
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